Hier geht es nicht um den Film gleichen Namens von 1978 und auch nicht um den Song von Michael Jackson. Die Blaupause mag von Jan Josef Liefers gekommen sein, der im Fernsehfilm „Die Spätzünder“ Sozialstunden in einem Seniorenheim abdienen muss und dort die Rentnerband Rocco und die Herzschrittmacher gründet.
Was damals Fiktion war, haben nun drei Dutzend Menschen der Generation 70+ in Hamburg in die Tat umgesetzt: Sie haben für sich entdeckt, dass Singen jung hält.
Und dass es ihnen ein ungewohntes Gefühl von Freiheit vermittelt, erst recht, wenn sie sich auf eine Bühne und vor Publikum trauen.
Die Mitglieder sind alle in der Nachkriegszeit groß geworden; in ihrem Leben ging es meist um Disziplin und sehr selten um Selbstverwirklichung. Das können sie auf die alten Tage noch mal ändern: „Jetzt kann ich endlich das tun, was ich schon mein Leben lang tun wollte“, freut sich eine der Sängerinnen, und ein Mitmusiker hat das Motto ausgerufen „Ich will Spaß haben, ich will das Leben noch genießen, Ich bin im letzten Jahrzehnt, und ich lasse nichts aus.“
Wer nun aber erwartet, hier würden Lieder von Hans Albers und Freddy Quinn und Frank Schöbel erklingen, irrt gewaltig: Heaven Can Wait feiern eine ausgelassene Party mit der Musik der Enkel, eine wilde Mischung aus Hits von Sarah Connor und Mark Forster, von Fettes Brot und Deichkind. Chorleiter Jan-Christof Scheibe trifft die Liedauswahl: „Für mich ist das ganz spannend, weil ich immer auf der Suche nach Liedern bin, die aus dem Mund eines älteren Menschen eine neue Bedeutung bekommen. Sie ist weg von den Fantastischen Vier passt super zu einem älteren Menschen, weil du eben auf einmal Sachen assoziierst, die du mit einem 25-Jährigen nie assoziieren würdest. Das Thema Tod zum Beispiel.“
Der Heaven can Wait Chor sucht seines Gleichen. Dass die beeindruckende und erfolgreiche Dokumentation einen solchen Hype auslöst und 1.000e zwischen 35 und 65 Jahre in die Konzerte im Norden des Landes stürmen, hat wohl keiner geahnt.
Nun kommen sie 2025 nach Mitteldeutschland.
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